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Artenschutz – Teil 2 – Blühwiesen


Blühwiesen

von unserer Kommilitonin Johanna

English version below

Das Insektensterben ist ein Problem. Darüber sind wir uns spätestens seit dem großen Aufschrei 2017 alle einig. Tatsächlich machen Insekten circa 80% des tierischen Lebens unserer Erde aus, wobei wiederum 80% der deutschen Obst- & Pflanzenerträge abhängig von der Insektenbestäubung sind. Das renommierte Wissenschaftsjournal „PLOS ONE“ veröffentlichte am 18. Oktober 2017 die wellenschlagende Studie, die über 75% Verlust an Biomasse bei Fluginsekten feststellte. Doch wie sieht es 2020 aus? Wurden genug Maßnahmen getroffen, damit sich das Artensterben nicht weiter in solch rasantem Tempo fortsetzen kann? Anlässlich des Weltbienentags am 20.Mai 2020 machte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (kurz BUND) darauf aufmerksam, dass es in Deutschland immer noch keinen ausreichenden Schutz für Insekten gibt. Hauptaugenmerk lag auf dem noch immer nicht ausreichend geregelten, massiven Einsatz von Pestiziden wie z.B. Glyphosat, einem „Totalherbizit“ welches jede nicht gentechnisch veränderte Pflanze abtötet – auch hier geht man von einem Beitrag zum Artensterben aus. So wurde beispielsweise 2017 durch den Unionsteil der Bundesregierung das Ok für weitere fünf Jahre Glyphosat in der EU gegeben.

Einer der Hauptgründe des Insektenschwunds sind außerdem der Verlust von Nahrung und Lebensräumen. Der „Agrarreport zur biologischen Vielfalt“ des Bundesamts für Naturschutz 2017 bemängelte die durch Monokulturen kleiner werdenden Ökosysteme, denn es fehlt an Hecken, Tümpeln und artenreichen Wiesen. Die Lösung liegt also auf der Hand – nur wenn die Agrarindustrie nicht handelt, so müssen wir auf anderem Weg agieren und unsere Möglichkeiten nutzen. Eine davon ist das Anlegen von Wildblumenwiesen: Die bunten

Naturparadiese tragen aktiv zum Erhalt von verschiedensten Insektenarten bei, vor bei den stark bedrohten Wildbienen bzw. Solitärbienen, die durch ihre Bestäubung von Pflanzen die bunte und wichtige Vielfalt der Natur erhält. Ein Verlust der Wildbienen würde für die Menschheit verheerende Folgen haben, da das Ausbilden von Früchten sowohl von Obst und Gemüse zum größten Teil ausbleiben würde. (Im Film “More than Honey” wird eindrucksvoll dargestellt, wie es aussieht, wenn Menschen selbst die Bestäubung übernehmen müssen.)

Im Interesse aller ist es daher höchste Zeit, dem entgegenzuwirken. Eine Wildblumenwiese baut auf der Aussaat von Saatgut heimischer Pflanzen auf. So kann sie am besten gedeihen und die richtige Nahrungsquelle für die Insekten bieten. An Saatgut kommt man beispielsweise über die jährliche Saatgutbörse von Transition Trier (http://www.transition-trier.de/) in der TUFA oder auch von Saatgutzüchtern. Trier liegt im Westdeutschen Berg- & Hügelland, weshalb Pflanzen bevorzugt werden sollten, die hier auch ursprünglich wachsen und für die vorhandene Tierwelt ansprechend sind – weil nicht jede Art Tier kann mit jeder Art Pflanze etwas anfangen. Alternativ kann man auch im Spätsommer Samenkapseln von vorhandenen wilden Blumen dazugeben oder „heumulchen“, also verblühte Magerwiesen mähen und auf den vorbereiteten Boden geben. Dies fördert eine robuste Artenvielfalt.

Die Aussaat sollte spätestens im Juni erfolgen, wobei einjährige und mehrjährige Pflanzen gut gemischt werden können. Doch welcher Standort eignet sich am besten? Wildblumenwiesen bevorzugen einen sonnigen, eher mageren also nährstoffarmen Boden. Erkennen kann man diesen daran, dass auf ihm Blumen wie Gänseblümchen, Wegerich und Frauenmantel wachsen. Optisch gesehen eignen sich am besten tote „englische“ Rasenflächen, welche sich leider weiterhin hartnäckig auf Grünstreifen, in Vorgärten oder auch auf dem Universitätsgelände halten. Diese monotonen Flächen lassen sich ideal zu prachtvollen, farbigen Blumenteppichen umwandeln. Der praktische Vorteil: Wildblumenwiesen machen weniger Arbeit, da man sie weniger pflegen bzw. mähen muss und keine Gefahr besteht, dass sich „Unkraut“ zwischen den Perfektionismus schleicht – denn genau das will man ja.

Hat man nun den idealen Platz und das richtige Saatgut zur Hand, so geht es an das Abmagern des Bodens (insofern dieser nicht bereits mager genug ist). Dies bedeutet, dass man das Düngen einstellt, die Wiese häufiger mäht und dieses Mähgut direkt entfernt. Vor dem eigentlichen Einpflanzen bietet es sich an, die humosen Schichten abzutragen und etwas Sand unterzumischen. Der Boden selbst wird umgegraben und die Saat wird gleichmäßig ausgestreut. Zum Schluss wird diese nicht mit Erde bedeckt, sondern nur leicht angedrückt.

Andere Universitäten machen es bereits vor! Bei Zweifeln sollte man sich einfach an Vorreitern wie der Universität Augsburg orientieren, die 0,25 Hektar Land für den Artenschutz zur Verfügung gestellt hat oder an der Fernuni in Hagen, die dieses Jahr rund 7000 der 19000 qm Rasen der Uni für Wildblumenwiesen umgewandelt hat. Auch die Freie Universität Berlin hat Teile ihrer ehemalig sauber getrimmten Rasenflächen „verwildern“ lassen, damit sich die Natur dort ihren Lebensraum zurückholen kann. Fehlt nur noch die Universität Trier, die mit ihren weitlaufenden Rasenflächen genug Möglichkeiten hat, der Natur etwas zurückzugeben und den bedrohlichen Insektenschwund aufzuhalten.

Für mehr Information zum Anlegen von Wildblumenwiesen und ihren Nutzen:

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/22377.html

https://www.bund.net

https://www.ndr.de/ratgeber/garten/zierpflanzen/Eine-Wildblumenwiese-anlegen-und-maehen,wildblumenwiese102.html

https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/aktuelles/2020/04/am-wildblumenwiesen.shtml

https://www.augsburg.de/aktuelles-aus-der-stadt/detail/eine-wildblumenwiese-fuer-die-universitaet

https://www.fu-berlin.de/campusleben/campus/2019/190614-Bluehender-Campus/index.html

Flowering fields

by our fellow student Johanna

The decline in insect population is a problem. We have all agreed on this since the great outcry in 2017 at the latest. In fact, insects make up about 80% of the animal life on our planet and 80% of the German fruit and plant yields depend on insect pollination. The renowned scientific journal “PLOS ONE” published on October 18th, 2017 the influential study, which found over 75% loss of biomass in flying insects. But what is the situation in 2020? Have enough measures been taken so that the extinction of species does not continue at such a rapid pace? On the occasion of World Apiary Day on May 20, 2020 Friends of the Earth Germany (BUND) pointed out that there is a high risk of extinction in Germany but the administration still does not provide sufficient protection for insects. The main focus of attention was the still insufficiently regulated, massive use of pesticides such as glyphosate, a “total herbicide” which kills every non-genetically modified plant – here one assumes also a contribution to the extinction of species. In 2017, for example, the CDU/CSU section of the German government gave the go-ahead for a further five years of glyphosate in the EU.

One of the main reasons for insect extinction is also the loss of food and habitats. The “Agricultural Report on Biological Diversity” of the Federal Agency for Nature Conservation 2017 criticised that the ecosystems are becoming smaller due to monocultures, as there is a lack of hedges, ponds and species-rich meadows. So the solution is obvious – since the agricultural industry does not act, we will have to act in a different way and use our opportunities. One of these is the creation of wildflower meadows: The colorful

natural paradises actively contribute to the preservation of a wide variety of insect species, especially the highly endangered wild bees (solitary bees), whose pollination of plants maintains the colourful and important diversity of nature. A loss of wild bees would have devastating consequences for mankind, as the development of fruits and vegetables would be largely absent. (The film “More than Honey” impressively shows how it looks like when people have to do the pollination themselves).

In the interest of all it is therefore high time to counteract this. A wildflower meadow is based on the sowing of seeds of native plants. This is the best way for it to thrive and provide the right food source for the insects. Seeds can be obtained, for example, through the annual Transition Trier seed exchange (Saatgut Börse, http://www.transition-trier.de/) at the TUFA or also from seed breeders. Trier is located in the western German hilly and mountainous region, which is why plants should be preferred which grow here originally and are attractive for the existing fauna – because not every kind of animal can use every kind of plant. Alternatively, seed capsules can also be grown in late summer of existing wild flowers or “hay-multing”, i.e. withered nutrient-poor meadows mow and place on the prepared ground. This promotes a robust biodiversity.

Sowing should take place in June at the latest, whereby annual and perennial plants can be mixed well. But which location is best? Wildflower meadows prefer a sunny, rather lean and therefore nutrient-poor soil. This can be recognised by the fact that flowers such as daisies, plantain and lady’s mantle grow on it. Visually, dead “English” lawns are best suited for this purpose, which unfortunately continue to stubbornly grow on grass strips, in front gardens or even on the university grounds. These monotonous areas allow can be ideally transformed into splendid, colourful flower carpets. The practical advantage: Wildflower meadows require less work, as they require less care or mowing, and there is no danger of “weeds” creeping in between perfectionism – because that is exactly what you want.

If you now have the ideal place and the right seeds at hand, the next step is to impoverish the soil (if it is not already poor enough). This means that you stop fertilizing, mow the meadow more often and remove the cuttings directly. Before the actual planting, it is a good idea to remove the humus layers and mix in some sand. The soil itself is dug up and the seed is evenly distributed. Finally, it is not covered with soil, but only lightly pressed on.

Other universities are already doing this! In case of doubt, one should simply follow the example of pioneers such as the University of Augsburg, which has made 0.25 hectares of land available for the protection of species, or the Fernuni in Hagen, which this year converted around 7000 of the 19000 square metres of lawn at the university for wildflower meadows. The Freie Universität Berlin has also allowed parts of its former cleanly trimmed lawns to “go wild”.

More usefull information on how to creat flowering fields and why they are useful:

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/22377.html

https://www.bund.net

https://www.ndr.de/ratgeber/garten/zierpflanzen/Eine-Wildblumenwiese-anlegen-und-maehen,wildblumenwiese102.html

https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/aktuelles/2020/04/am-wildblumenwiesen.shtml

https://www.augsburg.de/aktuelles-aus-der-stadt/detail/eine-wildblumenwiese-fuer-die-universitaet

https://www.fu-berlin.de/campusleben/campus/2019/190614-Bluehender-Campus/index.html