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Stellungnahme zur Streichung von Buslinien der SWT

Drastische Einschnitte in das studentische Leben durch aktuelle Änderungen der Busfahrpläne

Als ASten der Universität und der Hochschule Trier haben wir die Berichterstattung vom 29. Oktober mit Unverständnis verfolgt: Die Stadtwerke (SWT) haben kurzfristig verkündet, dass aus Personalmangel mehrere Linien (zusammen-) gestrichen wurden. Linie 14, die Universitäts-Campus I, II und die Hochschule miteinander verbunden hat, entfällt gänzlich und bei den 80er-Linien entfallen donnerstags und freitags die Nachtfahrten nach 00:15 Uhr.

Als gewählte Vertretungen der Studierendenschaft drängt sich uns der Eindruck auf, dass die Perspektive vieler junger Menschen bei diesen Entscheidungen keine Rolle gespielt hat. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Studierendenvertretungen in den Entscheidungsprozess nicht mit einbezogen wurden und wir, genauso wie Hochschulleitungen und Studierendenwerk erst aus der Lokalpresse davon erfuhren. Die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen dieser Entscheidung sind in unseren Augen gravierend:
Während der Corona-Semester waren Studierende weiterhin verpflichtet, den vollen Preis für das Semesterticket zu zahlen, obgleich sie es – begründeterweise – nicht nutzen konnten oder durften. Trotz mehrfacher Anregung seitens studentischer Vertreter*innen wurde nicht nach Möglichkeiten gesucht, Studis hier finanziell zu entlasten. Danach wurde das Fahrtenangebot spürbar reduziert wieder aufgenommen, der Beitrag für das Semesterticket blieb jedoch gleich. Und nun, wo Universität und Hochschule wieder in Präsenz stattfinden, werden nach wenigen Wochen Normalität die Angebote wieder gekürzt, während für das nächste Jahr sogar eine Beitragserhöhung beschlossen wurde.
Um das zu verdeutlichen: Der Semesterbeitrag beträgt an der Universität aktuell 269,10€. Davon sind 148,10€ für das Semesterticket vorgesehen (https://www.uni-trier.de/index.php?id=742).
An der Hochschule beträgt der Semesterbeitrag 119,32€, davon sind 88,77€ für das Semesterticket vorgesehen (https://www.hochschule-trier.de/gestaltung/es/landingpages/semesterbeitrag-io). (Korrektur: Der Semesterbeitrag für die Hochschule beträgt 271,10€; Der von uns verwendete Beitrag ist jener für Ersteinschreibende)

Jede*r Studierende muss diesen Betrag bezahlen, jedes Semester. Bei etwa 12.000 Studierenden an der Universität Trier (https://www.uni-trier.de/universitaet/hochschulportraet/zahlen-und-fakten) und 6951 an der Hochschule (https://www.hochschule-trier.de/hochschule/hochschulportraet/zahlen-und-fakten) sind es, dieses Semester eingerechnet, 9.576.961,08€, die die letzten vier Semester an die SWT gingen.
Diese Summe stellt für viele Studierende eine enorme finanzielle Belastung da, auch wenn man ihren Nutzen anerkennt. Zumindest in Corona-Zeiten, bei dauerhaft reduziertem Angebot und Jobverlust bei vielen wäre ein Entgegenkommen unserer Meinung nach angebracht gewesen.

Gleichzeitig findet auch das Arbeitsleben vieler Studierender abends oder nachts statt, sei es in der Gastronomie, Veranstaltungsbranche oder Anderem. Diese können nun möglicherweise ihre Jobs nicht mehr ausüben in einer Zeit, in der die finanzielle Situation vieler Studierender noch schwieriger ist als ohnehin schon. Damit fällt oftmals lebenswichtiges Einkommen weg. Das finden wir nicht gerecht.

Nach gut 1,5 Jahren Pandemie kehren Hochschule und Universität endlich wieder zu Präsenz zurück. Auch als sozialer Raum haben sie schmerzlich gefehlt. Tausende junge Menschen ziehen deshalb Semester übergreifend erstmals nach Trier, bzw. in Reichweite des Campus, um die Stadt, in der eine prägende Zeit ihres Lebens stattfinden wird, und ihre Kommiliton*innen kennenzulernen. Feiern gehen, Kneipentouren, Filmabende, etc. sind dabei für Viele entscheidende Faktoren für ein gesundes Sozialleben als Ergänzung zum Unialltag. Durch die Streichung der Nachtfahrten wird ausgerechnet zum Semesterstart die Verbindung zwischen Wohnheimen und Innenstadt in den entscheidenden Zeiten gekappt. Auch und gerade Donnerstag und Freitag sind wichtige Tage, um sich für einen Abend mit Freund*innen zu treffen. Viel zu oft haben wir es schon während der Sommermonate erlebt (während denen die Nachtbusse nach Corona auch nicht wieder angeboten wurden), dass sich schon gegen zwölf Uhr die Gruppen teilen mussten, damit die eine Hälfte noch zurück in ihre Wohnung oder WG-Zimmer auf dem Petrisberg kam.

Gleichzeitig sind wir uns der momentanen Infektionszahlen bewusst und rufen deshalb alle Studierenden auf, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen!

Insbesondere für weiblich oder queer* gelesene Personen ist die Situation nicht nur eine Unannehmlichkeit. Es stellt sie auch vor die Wahl, abends Freund*innen zu treffen oder einen Club
zu besuchen oder stattdessen für die eigene Sicherheit zuhause zu bleiben. Tatsache ist, dass weibliche und queere* Personen besonders gefährdet sind, wenn sie (alleine) nachts unterwegs sind, da Übergriffe auf diese Gruppen häufig vorkommen. Dass Studierende ihre eigene Sicherheit bei (langen) Heimwegen aufs Spiel setzen müssen, um am studentischen Sozialleben teilnehmen zu können, ist für uns nicht hinnehmbar.

Als AStA der Universität beklagen wir außerdem, dass das Studihaus als wichtigste Location für Semesterparties oder ähnliche Veranstaltungen empfindlich geschwächt wird, da die Stoßzeiten sich oft zwischen zwölf und zwei Uhr bewegen. Durch den fehlenden Busverkehr wird so manche Veranstaltung, die für viele Studierende für den Austausch innerhalb des eigenen Faches wichtig sind, nicht mehr stattfinden können.

Wir verstehen die schwierige Lage, in denen sich die SWT aufgrund von Personalausfällen befinden. Dennoch halten wir es für unsere Pflicht als demokratisch legitimierte Studierendenvertretungen, auf die studentische Perspektive und Schieflage aufmerksam zu machen. Weder die finanziellen Nöte der Pandemiezeit noch die aktuellen Personalnöte sollten auf dem Rücken der Studis ausgetragen werden.

Trier, den 15.11. 2021

Rudy Bernard Cruz für den AStA der Universität Trier
Annika Kiefer für den AStA der Hochschule Trier